CVJM

YMCA-CVJM Worms e. V.

Christlicher Verein Junger Menschen

   

Warum spielen wir Basketball ?

Der YMCA-CVJM Worms besteht nun seit rund 60 Jahren und pflegte seit über vier Jahrzehnten das
Basketballspiel. Diese lange Erfahrung ist für uns Anlass, einmal zusammenzustellen,
was wir bisher in Haupt- und Abteilungsversammlungen und in Mitarbeiterbesprechungen als
Begründungen für die Basketballarbeit gegeben haben.
Natürlich bietet eine kurze Zusammenfassung die Gefahr der Oberflächlichkeit und der
Phraseologie. Aber Missverständnisse können ja im Gespräch noch geklärt werden. Für
Ergänzungen aus anderen Vereinen wären wir sehr dankbar.

1. Ganzheitlichkeit
Das 1890 von Dr. Luther Gulick im Springfield College eingeführte CVJM-Dreieck soll ausdrücken,
dass der Mensch eine Einheit aus Körper, Seele und Geist ist. Die Sportarbeit in unserem CVJM ist
der Versuch, diesen durchaus auch biblischen Gedanken in die Praxis umzusetzen.

2. Tradition
1891 erfand des Dozent James Naismith von der internationalen Sporthochschule des YMCA in
Springfield das Basketballspiel. Sekretäre und Mitarbeiter des YMCA verbreiteten das Spiel in der
ganzen Welt. Noch heute ist Basketball weltweit der bevorzugte Sport des YMCA.

3. Zukunft braucht Herkunft
Traditionspflege allein genügt nicht um richtige Entscheidungen in der Basketballarbeit zu treffen.
Die Kürze unserer Tätigkeit in der Basketballabteilung, verbunden mit der Wahrnehmung von
Verantwortung in Familie, Beruf und Gesellschaft führt zu einer „Zeitknappheit“, die oft verhindert,
die richtigen und zukunftsweisenden Entscheidungen zu treffen. In der Sportarbeit ist deshalb die
Zusammenarbeit aller Generationen und die Fähigkeit die Erfahrungen anderer in Geschichte und
Gegenwart auszuwerten unumgänglich. Dass wir „links des Rheins“ der einzige CVJM sind, der
Basketball als organisierten Mannschaftssport betreibt, beruht nach unserer Auffassung, auf
langfristig richtigen Entscheidungen.

4. Erlebnis vor dem Ergebnis
Sport und Spiel bieten ein Stück Freiheit von den Sachzwängen in Beruf, Schule und Gesellschaft.
Letztlich ist die Fahrt zu CVJM-Meisterschaften auch ein Freiraum für „Abenteuer“ in einer immer
nüchterner werdenden Welt. Der „Homo Ludens“ hat auch im CVJM seine Existenzberechtigung.

5. Ebenbürtigkeit
Wir schätzen am Sport, dass er uns, wie sonst keine Form unserer Arbeit, ein schichten- und
generationsübergreifendes Arbeiten erlaubt. Gesellschaftliche Stellung, Herkunft, Heimat, Beruf und
Bildung (also soziale Positionen) spielen kaum eine Rolle. Gerade der Basketballsport erleichtert
zudem, aufgrund seiner hohen technischen und taktischen Anforderungen, auch das
Zusammenwirken von jung und alt. Das schafft Freundschaften zwischen jungen und älteren
Menschen, zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Ausbildern und Auszubildenden, die sonst
selten sind.

6. Kontakte
Über den Basketballsport ist es auf nationaler und internationaler Ebene relativ leicht, in Kontakt mit
anderen CVJM-Vereinen zu kommen. Wir haben in Worms diese Möglichkeiten dankbar genutzt.
Unvergessen bleiben z.B. die internationalen Kontakte mit St. Albans, Straßburg, Amsterdam, Parma
und Zürich.

7. Fairness
Sicher ist der Sport, menschheitsgeschichtlich gesehen, auch eine Sonderform des Kampfes um
soziale Positionen und nicht nur zweckfreies Spiel. Fairness im Sport, auch unter starken
aggressionsauslösenden Reizwirkungen, aufrechtzuerhalten, ist deshalb eine wesentliche
Zielsetzung im CVJM-Sport.

8. Gruppenbildung
Die Sportarbeit bietet für uns die günstigste Möglichkeit. Bei dem „Individualisierungsschub“
moderner Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften ist es sonst sehr schwierig ein gemeinsames
Interesse zu finden. Basketballmannschaften bleiben zudem oft über viele Jahre zusammen, was wir
in den anderen Formen der Jugendarbeit nur noch selten erreichen. So arbeiten beispielsweise drei
Mitglieder der ersten Basketballmannschaft unseres Vereins noch heute im Vorstand mit. Basketball
eignet sich auch besonders für Kleingruppenarbeit. Selbst bei einem Trainingsbesuch von nur
wenigen Leuten ist ein geregeltes Training möglich. Um auch die Integration von schwächeren
Spielern und Spielerinnen zu ermöglichen, sollte der CVJM bevorzugt in unteren Klassen spielen.
Nach unseren eigenen Erfahrungen ist auch aus zeitlichen und finanziellen Gründen in der Oberliga
Endstation.

9. Freizeiten und Camps
In einem ehrenamtlich geführten Verein wie dem CVJM Worms ist die Durchführung von Freizeiten
mittlerweile ein großes Problem. Wenn wir einmal von unserem Angebot an Berufsschüler (über
mehrere Berufsschullehrer, die in unserem Verein mitarbeiten) absehen, ermöglicht uns nur noch
die Sportarbeit die Veranstaltung von Freizeiten z.B. unser jährliches Basketballcamp im Hunsrück.

10. Ehrenamtlicher Mitarbeiter
Qualifizierte Persönlichkeiten als ehrenamtliche Mitarbeiter bekommt der CVJM nur, wenn er
Aufgaben mit einer bestimmtem Selbständigkeit und Selbstentfaltungsmöglichkeit anzubieten hat.
Da solche Mitarbeiter selten von außen zu uns kommen, bleibt uns in der Regel nur die Förderung
der eigenen Jugend. Die dafür benötigten Aufgaben und Handlungsspielräume, sind in der
Basketballarbeit in größerem Umfang vorhanden als in der übrigen Vereinsarbeit. Beispiele:
Anschreiber- und Zeitnehmertätigkeit, Schiedsrichteraufgaben (ab 16 Jahren), Übungsleiter/innen.
Mithilfe bei der Durchführung von Freizeiten, Mithilfe bei der Kooperation mit Schulen.

11. Öffentlichkeitsarbeit
Um die Aufgabenerfüllung zu erleichtern, benötigt ein CVJM auch eine bestimmte Präsenz in der
Öffentlichkeit. Die Sportarbeit bietet hierzu vielfältige Möglichkeiten (natürlich auch verbunden mit
vielfältigen Problemen) z.B. die Berichterstattung in der Lokalpresse, die Mitwirkung in
Sportorganisationen und die Kooperation mit Jugendorganisationen und Schulen.


12. Verantwortung des Vorstandes
Im CVJM Worms ist der Vereinsvorstand auch direkt für die Sportarbeit zuständig. Die Existenz von
Basketballmannschaften zwingen den Vorstand zu einer laufenden Überprüfung seiner
kommunikativen und missionarischen Kompetenz jungen Menschen gegenüber. Das Prinzip
„Sammlung und Sendung“ setzt nicht voraus, dass die Mitglieder von Basketballmannschaften in
die Bibelstunde kommen, sondern dass man sie dort aufsucht , wo der Dialog möglich ist.

Probleme im CVJM-Sport
Über die Grundlagen und Ziele der Sportarbeit lässt sich verhältnismäßig leicht eine Positivliste
aufstellen. Die eigentlichen Probleme beginnen mit der Verwirklichung, in der täglichen Praxis.
Viele dieser Probleme sind dabei nicht spezifische Probleme des Eichenkreuzsportes, sondern
Probleme unserer Gesellschaft insgesamt.
Sport ist in unserer Gesellschaft nicht mehr, wenn es das je war, die „herrlichste Nebensache der
Welt“, sondern ein Phänomen mit so vielen negativen und positiven Aspekten, dass sogar die
Wissenschaften außerstande sind, es allgemeingültig zu definieren. Das geht von der Freizeit-
gestaltung bis zum Schaugeschäft für Millionen, von der persönlichen Anerkennung bis zum über-
steigerten Patriotismus, von dem letzten Freiraum für Selbstentfaltung bis zur Manipulation des
einzelnen im Interesse von Macht und Profit, vom zwecklosen Spiel bis zu harter Arbeit, von der
Sportkameradschaft bis zum Ventil für angestaute Aggressionen, vom Spiel im Kindergarten bis zur
Ausbeutung von Kindern für verschiedene Zwecke, vom Gottesdienst bis zum Personenkult.
Der CVJM wirkt in dieser Gesellschaft und ist ein Teil dieser Gesellschaft. Er kann deshalb keinen
Freiraum für seine Sportarbeit aufbauen. Er wird den schmalen Weg zwischen Idealisierung und
Verurteilung weitergehen und in der Bibelarbeit um den richtigen Standort ringen müssen.
 

Worms, im Mai 2003

Willi Aichert, Ehrenvorsitzender
 

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